top of page

Eine Zeitkapsel voller Leben

Es gibt Momente im Leben, die wie ein warmes Licht durch die Gegenwart scheinen und uns daran erinnern, dass manche Verbindungen stärker sind als die Zeit selbst. Gestern war ein solcher Moment – ein Wiedersehen, das mehr war als nur ein nostalgisches Zusammentreffen alter Schulfreunde.

Die Einladung war besonders: die Veröffentlichung einer vergangenen Zeit, von Texten von Schülern aus den 80er Jahren gesammelt und liebevoll sortiert. 2000+ Seiten voller jugendlicher Gedanken, Träume und Worte, die Jahrzehnte später wieder ans Licht gebracht wurden. Dahinter standen Chummy, und Anca Bi (Bee, B) – zwei Menschen, die offensichtlich verstanden hatten, dass Worte von Jugendlichen nicht nur vergängliche Übungen sind, sondern Zeitkapseln voller Leben und Authentizität.

ree

Als wir uns versammelten – alle um die fünfzig und mehr, die Professoren inzwischen in wohlverdienter Pension – war da zunächst dieses leichte Staunen über die Zeit, die vergangen war. Graue Haare, wo einst wilde Mähnen waren, Lachfalten, die von einem Leben voller Erfahrungen erzählten, und doch: in den Augen derselbe Funke, dieselbe Lebendigkeit, die uns damals verbunden hatte.

Es ist bemerkenswert, wie schnell die Jahre verschwinden, wenn Menschen zusammenkommen, die eine gemeinsame Geschichte teilen. Die anfängliche Befangenheit – wer ist aus wem geworden, welche Wege haben wir eingeschlagen – wich schnell einer vertrauten Wärme. Es war, als würde man in einen alten, bequemen Mantel schlüpfen, der perfekt sitzt, obwohl man ihn jahrelang nicht getragen hat.

Chummy und Anca haben mit ihrer Initiative etwas Wunderbares geleistet. Sie haben nicht nur alte Texte gesammelt, sondern Erinnerungen gerettet, Identitäten bewahrt und uns allen ein Geschenk gemacht: die Möglichkeit, unsere jüngeren Selbst wieder zu begegnen. In diesen 2000+ Seiten liegen nicht nur Worte, sondern ganze Welten – die Hoffnungen, Ängste und Träume einer Generation, die damals noch glaubte, die Welt verändern zu können. Und wer weiß? Vielleicht haben wir das ja auch getan, jeder auf seine Weise.

ree

Dann begann Hanno zu spielen. Hanno – unser Hanno dem ich damals nie das Talent anvertraute ein Lebenskünstler zu werden, und mit seiner Musik Räume zu verwandeln. Und gestern bewies er wieder, dass wahres Talent nicht altert, sondern reift wie ein guter Wein. Seine Finger fanden die vertrauten Akkorde, und plötzlich war da diese perfekte Mischung aus Blues und Rock, durchzogen von jener feinen Ironie, die nur jemand entwickeln kann, der das Leben in all seinen Facetten kennengelernt hat. Ich hoffe nur daß ihr alle den Hintergrund bemerkt habt, Zirkus am Land anno 199x, wunderbar!

Es war genial – dieses Wort ist nicht übertrieben. Denn Genialität zeigt sich nicht nur in technischer Perfektion, sondern in der Fähigkeit, Menschen zu berühren, Erinnerungen zu wecken und Gemeinschaft zu schaffen. Hannos Musik war der Soundtrack zu unserem Wiedersehen, sie webte einen Klangteppich, der Vergangenheit und Gegenwart miteinander verband.

Was mich am meisten bewegte, war die aufrichtige Freude, die in diesem Raum zu spüren war. Hier saßen Menschen, die längst ihre eigenen Wege gegangen waren, die Erfolge und Niederlagen erlebt, Familien gegründet, Karrieren aufgebaut und vielleicht auch Träume begraben hatten. Und doch – oder gerade deshalb – war da diese tiefe Dankbarkeit füreinander, für die gemeinsame Zeit, für die Verbindung, die all die Jahre überdauert hatte.

In unserer schnelllebigen Welt, in der Beziehungen oft oberflächlich bleiben und Freundschaften in sozialen Netzwerken gemessen werden, ist solch ein Zusammentreffen ein kleines Wunder. Es zeigt, dass echte Verbindungen nicht durch Entfernung oder Zeit geschwächt werden, sondern im Gegenteil durch gemeinsame Erfahrungen eine Tiefe entwickeln, die unerschütterlich ist.

Die Zeitschrift in unseren Händen war mehr als nur bedrucktes Papier. Sie war ein Beweis dafür, dass unsere Worte, unsere Gedanken von damals wertvoll genug waren, um bewahrt zu werden. Sie war auch ein Beweis für die Weitsicht und Hingabe von Menschen wie Chummy und Anca,  die liebe Frau Stiubea und die anderen, die erkannt haben, dass in den jugendlichen Texten von uns ehemaligen Schülern etwas Kostbares lag – nicht nur literarischer Wert, sondern menschliche Authentizität.

Als der Abend zu Ende ging und wir uns voneinander verabschiedeten, war da ein Gefühl von Vollständigkeit. Nicht im Sinne von Abschluss, sondern im Sinne von Erfüllung. Wir hatten einen Kreis geschlossen, ohne ihn zu zerbrechen. Wir hatten bewiesen, dass Freundschaft eine der beständigsten Kräfte im Leben ist, wenn sie auf echten Gefühlen und gemeinsamen Werten gründet.

In einer Zeit, in der vieles unsicher und vergänglich erscheint, sind solche Begegnungen wie Anker der Hoffnung. Sie erinnern uns daran, dass menschliche Verbindungen das Wertvollste sind, was wir besitzen. Sie zeigen uns, dass Zeit nicht nur nimmt, sondern auch gibt – Weisheit, Dankbarkeit und die Fähigkeit, das Wesentliche zu erkennen.

Gestern haben wir nicht nur eine Zeitschrift gefeiert, sondern das Leben selbst – mit all seinen Wendungen, seiner Musik und seiner wunderbaren Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen, die füreinander bestimmt sind. Das ist ein Grund zur Zuversicht und zur tiefen Dankbarkeit.

ree

Comentarii


© 2025 Revista2000

Organizator

Mons Rufinus.png

Parteneri

  • Facebook

Proiect cultural cofinanţat de Administraţia Fondului Cultural Naţional

Logo Proiecte Color RGB_edited_edited.jp

„Proiectul nu reprezintă în mod necesar poziţia Administrației Fondului Cultural Național. AFCN nu este responsabilă de conținutul programului sau de modul în care rezultatele proiectului pot fi folosite. Acestea sunt în întregime responsabilitea beneficiarului finanțării.” 

bottom of page